Storify gehört zu den Online-Werkzeugen, die im vergangenen Jahr in Redaktionen deutlich an Bedeutung gewonnen haben. Mit Storify lassen sich Inhalte aus sozialen Netzwerken wie zum Beispiel You Tube, Twitter, Facebook und Twitter sammeln, neu zusammenstellen und ansprechend präsentieren – kurz gesagt: Der Journalist wird zum Kurator.
Storifys können redaktionelle Beiträge mit wertvollen Inhalten von außen ergänzen, neue Blickwinkel eröffnen, zurückblicken oder ganz neue Geschichten erzählen. Zeit, das Werkzeug und seine Möglichkeiten einmal genauer zu betrachten.
Eine Anleitung zu Storify gibt es bei Konrad Weber im Blog und in dieser Guided Tour von Storify. Hier sei auch kurz darauf hingewiesen, dass es weitere Kuratier-Tools gibt.
Hier außerdem eine Kurz-Präsentation von mir zu Storify:
Sortierung und Präsentation der Inhalte
Inhalte können in Storify streng chronologisch (etwa in Form eines Rückblicks) oder nach Themen (etwa für eine Präsentation) sortiert werden. Zwischen den Bausteinen aus dem sozialen Netz kann moderierender Text hinzugefügt werden. In den meisten Fällen ist dies angebracht, um die Orientierung zu erleichtern und den Zusammenhang der einzelnen Bausteine herzustellen.
Storifys können schnell sehr lang werden. Wenn multimediale Inhalte wie Videos eingebunden sind, benötigen sie viel Ladezeit. Außerdem sieht ein sehr langes Storify oft nicht sehr schön aus. Eine Lösung könnte sein, ein Storify als Slideshow einzubetten. Das geht seit August 2011, auch mit allen bis dahin angefertigten Storifys. Storify ist allerdings Beta und das Einbinden als Slideshow ist etwas kompliziert: Jedes Element wird als eigene “Seite” angezeigt, auch moderierender Text etc. (s. CARTA für ein Beispiel). Das kann verwirrend sein. Bei 10.000 Words sind drei Arten gelistet, Storify als Slideshow zu nutzen.
Inhalte für Storifys lassen sich, soweit es sie bereits gibt, einfach einsammeln und zusammenstellen. Alternativ können sie aber auch abgefragt werden. Letzteres entspricht dem Crowdsourcing, also dem gezielten Einholen von redaktionell verwertbaren Inhalten von den Nutzern.
Für welche Art von Inhalten und Beiträgen eignet sich Storify?
Ich kenne Storifys vor allem als Tool, mit dem sich Meinungen und Reaktionen präsentieren lassen. Doch Storify bietet mehr. Eine Typisierung (einzelne Storifys können in mehrere Kategorien passen):
1. Storify als Rückblick oder Zusammenfassung
Ein rückblickendes Storify fasst Ereignisse zusammen, bietet Hintergrund-Informationen zu Nachrichtenthemen oder stellt ein Ereignis in einer Übersicht chronologisch dar.
Beispiele:
- Storify von Reuters zu den Krawallen in London
- Josh Stearns fasste im Storify zusammen, welche und wie viele Journalisten während der “Occupy-Proteste” an der Wall Street festgenommen wurden. Die Geschichte wurde von den Nutzern zum “Storify of the year” gewählt.
- Brandon Ballenger visualisiert im Storify die unglaubliche Geschichte eines gestohlenen, per Software getrackten Laptops
- Die FR im Storify zur Affäre Wulff: Rückblick und Reaktionen
- Storify von Robb Montgomery anlässlich des Todes von Steve Jobs
- Berliner Morgenpost: Die Berliner Piraten und die Kokspose
- Die Stuttgarter Zeitung mit Reaktionen zur Oberbürgermeister-Wahl
2. Frage-Antwort-Storify
Es wird eine Frage gestellt, die (besten) Antworten werden als Storify präsentiert. Hier werden die Inhalte also gezielt (von der Redaktion) eingeholt.
Beispiele:
- Storify der Global Post mit Antworten zur Frage, ob das Töten von Gaddafi falsch war
- Die Seattle Times fragte nach Meinungen zum Relaunch der Website
3. Storify zu Breaking News
Diese Form von Storify wird sehr häufig genutzt, um (Reaktionen auf) Breaking News darzustellen. Ein Grund dafür ist sicher, dass Twitter die aktuellste und im Ernstfall manchmal für lange Zeit einzige Informationsquelle ist.
Beispiele:
- Storify der Ruhr Nachrichten Dortmund zum Unwetter am 18. August 2011
- Storify über die Tsunami- und Atomkraftwerk-Katastrophe in Fukushima
- Storify der Berliner Morgenpost zum Stromausfall im Bundestag
4. Storify als Präsentation
Storify kann auch genutzt werden, um Inhalte für eine Präsentation zu sammeln.
Beispiele:
- Für eine Schulung bei der Tageswoche fragte David Bauer, was Journalisten an Twitter schätzen – und sammelte die Antworten als Storify
- Scott Kubie stellte seinen Lebenslauf in einem Storify dar. Das ginge auch mit Online-Arbeitsproben.
5. Reporter-Storify
Storify ist auch als Reporter-Tool einsetzbar. So werden beispielsweise von einem Reporter getwitterte Informationen gesammelt dargestellt und Nicht-Twitterern zugänglich gemacht. Es gibt also nur eine Quelle.
Beispiel:
6. Geo-Storify
Da man bei Storify auch nach Inhalten aus bestimmten Orten suchen kann, lassen sich geobasierte Storifys erstellen. Im Storify-Blog gibt es dazu ein Tutorial. Gut zu wissen: In ein Storify lassen sich auch Google Maps einbetten.
Beispiele:
- Die Ruhr Nachrichten zeigen in ihren “Netzfundstücken” regelmäßig, was im sozialen Netz und in den Medien über Dortmund berichtet wird
- Für das Projekt “Munich Loves U” gibt es eine Storify-Sammlung mit wöchentlichen Zusammenfassungen der Münchner Twitterati (diese Sammlung passt auch in die Kategorie 1). Ich danke Doris Schuppe für den Hinweis! :)
7. Vergleichs- oder Unterhaltungs-Storify
Mit Storify lassen sich beispielsweise Tweets zu einem Thema aus verschiedenen Quellen gegenüberstellen. Denkbar wäre auch die Darstellung einer Unterhaltung, Diskussion oder eines Interviews zum Beispiel bei Twitter.
Beispiele:
- Die Washington Post verglich, wie unterschiedlich die Bürgermeister von Newark (New Jersey) und New York mit dem Schneechaos im Dezember 2010 umgingen
- Die Stuttgarter Zeitung veröffentlichte ein Storify zur Fragestunde des Regierungssprechers Steffen Seibert am 15. März 2012, in dem die Fragen der Twitterer und die Antworten des Regierungssprechers übersichtlich dargestellt werden.
8. Storify als Ranking
Bei Storify lassen sich auch Rankings darstellen, etwa die besten Tweets oder Medienberichte zu einem bestimmten Thema.
Beispiele:
- Storify hat im eigenen Blog die Top 10 der meistzitierten Tweets auf Storify über Steve Jobs gesammelt
- “Five Occupy stories everyone needs to read” – Storify im Storify-Blog
Achtung Es gibt unter Umständen urheberrechtliche Bedenken bei der Nutzung von Storify. Mehr Informationen zur Diskussion finden sich in den Folien der obigen Slideshare-Präsentation von mir.
Wer Hinweise auf weitere Storifys hat und diese Liste ergänzen möchte: Nur zu! :)
Schönes Tool, das ich gerne benutze. Hat nur den gravierenden Schönheitsfehler, dass die Daten auf deren Servern gehostet werden. Oder hab ich was übersehen?
Soweit ich weiß, ist das so. In den letzten Tagen gab es bei Storify zB irgendwelche Probleme, durch die viele Storifys plötzlich verschwunden waren, später aber wieder auftauchten. Die Kontrolle hat man selbst also nicht wirklich.
Gute Übersicht! Hier noch ein Beispiel für Nachberichte: MunichLovesU fasst die Twitterwochen der wechselnden Münchner Twitterati mit Fotos etc. unter http://storify.com/MunichLovesU zusammen #mucly
Prima, vielen Dank für den Hinweis! Könnte auch in die Kategorie “Geo-Storifies” passen, oder? Ich ergänze die Liste oben mal. :)
Hab noch was gefunden, wusste doch, dass es noch irgendwo war: http://konradweber.ch/angebot/storify/
Die Anleitung von Konrad Weber ist oben im Text schon verlinkt, im dritten Abschnitt. ;) Ich freue mich aber trotzdem über den Hinweis, vielen Dank!