Welche deutschen Zeitungen bieten Weblogs an? Eine Liste, Anmerkungen und Bitte um Mithilfe

Als ich für meine Diplomarbeit auf der Suche nach Zeitungs-Websites mit eingebundenen Weblogs war, kontaktierte ich einen Kommunikationswissenschaftler. Ich hatte gelesen, er hätte so eine Liste. Im Internet ließ sich nichts finden. Er antwortete, er könne oder wolle mir diese Liste nicht geben, da die Zusammenstellung ihn “sehr viel Geld und Zeit” gekostet hätte. Also musste ich selber ran. Zwei Wochen lang habe ich den ganzen Tag nichts anderes gemacht, als Zeitungs-Websites nach Weblogs zu durchsuchen. Daraus ist eine Liste entstanden, die ich jetzt noch einmal aktualisiert und um die Frage ergänzt habe, ob die Redaktionen auch twittern. Ich möchte diese Liste hiermit teilen. Und ich würde mich über Ergänzungen und Anregungen freuen. Vielleicht hat der ein oder andere hier einen tieferen Einblick in einzelne Websites / Twitter-Accounts als ich ihn mir verschaffen konnte. Hinweise bitte in die Kommentare, an ska[ät]stift-und-blog[punkt]de oder an mich bei Twitter.

→ LISTE Deutschsprachige Tages- und Wochenzeitungen mit Weblogs

Um diese Weblogs zu finden, habe ich wie schon kurz angedeutet, aus der vom BDZV veröffentlichte Liste von 635 Zeitungs-Websites 200 per Zufall ausgewählte Websites per Hand durchsucht. 38 Zeitungs-Website mit eingebundenen Weblogs hatte ich gefunden. Heute sind davon noch 36 übrig. Diese Zahl bestätigt Studien, dass etwa 20% deutscher (Tages- und Wochen-)Zeitungen Weblogs anbieten. Dabei handelt es sich um Audience (Leser-) und / oder Media (Redaktions- / Experten-) Blogs. (Mehr zu dieser Typologie steht in diesem Beitrag.)

Da ich einen ganz guten Überblick über die “Zeitungs-Blogosphäre” bekommen habe, hier ein paar Aspekte, die mir aufgefallen sind:

  • Bis auf eine Ausnahme twittern alle gefundenen Zeitungen. Sehr häufig allerdings handelt es sich dabei ausschließlich oder fast ausschließlich um Links zu eigenen Beiträge mit nur sehr wenig Interaktion.
  • Audience und Media Blogger lassen sich ebenso wenig charakterisieren wie “die Blogger” allgemein. Inhaltlich wird viel experimentiert. Ich habe überraschend viele Blogs von älteren Menschen innerhalb der Zeitungs-Websites gefunden, aber auch Experten-Blogs und “Raritäten” wie eine aus ihrem Klosteralltag bloggende Schwester (bei der NZZ, daher nicht in meiner Liste vertreten) und den bloggenden Direktor des Internationalen Kloßmuseums.
  • Es gibt nur relativ wenige Korrektur- / Blattkritik-Blogs von Redaktionen. Wenn ich welche gefunden habe, habe ich es unter der Spalte “Kommentar zu Blogs” angemerkt. Teilweise werden diese Blogs von Volontären geführt. Noch viel weniger gibt es (zeitlich befristete) Blogs zu aktuellen Spezialthemen wie Wahlen, lokale Debatten und Entwicklungen.
  • Auch formal wird viel experimentiert: Manche Blogs sind nach Themen sortiert, andere nach Autoren. Optische Darstellung, Navigation und Hinweise auf die Blogs auf der Zeitungs-Startseite fallen sehr unterschiedlich aus. Es gibt einige, sehr übersichtlich gestaltete und ansprechende Beispiele, auch bei eher kleinen Regionalzeitungen. Aber es gibt auch Blog-Bereiche, die furchtbar unübersichtlich sind und in denen man sich kaum zurecht findet.
  • Relativ häufig lässt sich nicht erkennen, welche Blogger Leser und welche Redakteure sind. Eine klare Trennung scheint hier nicht selbstverständlich und nur manchmal sind Autoren-Profile einsehbar. Das halte ich für einen großen Kritikpunkt. Als Folge habe ich in meinen Interviews eine vermeindliche Audience Bloggerin befragt, die sich während des Interviews als Redakteurin entpuppte. Auf die Frage, warum sie unter Pseudonym blogge, antwortete sie, so schreibe es sich “ungehemmter” und “Ich will mit meinen Blogbeiträgen Leser dazu animieren, mitzumachen. Die sollen nicht das Gefühl haben, dass bei den Blogs wieder nur „Profis“ am Werk sind.”
  • Nur in Ausnahmefällen werden externe Websites / Blogs verlinkt. Blogrolls verweisen, wenn es denn welche gibt, meist nur auf weitere Blogs unter dieser Dachmarke oder die Startseite der Zeitung. Dafür gibt es so gut wie immer eine Kommentarfunktion.
  • Eine direkte Kontaktaufnahme ist zumindest ohne vorherige Registrierung fast nie möglich. Das gilt vor allem für die Audience Blogger, aber auch überraschend oft für die Redakteure. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Es war daher sehr schwierig und zeitaufwändig, meine Interviewpartner aus diesen beiden Gruppen zu finden.

Update, 7. Jan. 2011

Vier Zeitungen mit Weblogs hinzugefügt. Deutschsprachige schweizer Zeitungen sind jetzt auch willkommen. Vielen Dank für die Hinweise!

4 Kommentare

  1. Ja, gerne. Die NZZ-Blogs hatte ich damals gefunden, aber aus meiner Untersuchung herausgenommen. Allerdings können die ruhig in diese Liste der dann “deutschsprachigen Zeitungen mit Weblogs”. Immer her mit Tipps! Werde demnächst aktualisieren.

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