Der letzte Beitrag hat gezeigt, wie viele gute Informationen sich über das Internet selbst vom anderen Ende der Welt beschaffen lassen. Ob nun Zitate und Berichte aus erster Hand, Fotos, Audios oder Videos, Kartenmaterial oder Radaraufnahmen – es gibt fast nichts, was es nicht gibt. Auch, wenn es mir hier vor allem um die Rolle von Social Media im Journalismus geht, hat meine Sammlung eines klar gemacht: Die Mischung macht’s!
Anreicherung durch Social Media
Ohne professionell aufbereitete Inhalte fehlen verlässliche und wichtige Fakten und Hintergründe. Über Social Media gesammelte Inhalte jedoch reichern das Ganze enorm an, bieten Originalinformationen und einen (auch emotionalen) Mehrwert, der ein Thema erst so richtig spannend macht. Diese Inhalte sind das, was mich als Leser bei der Stange hält.
Die Leser einbinden in die Produktion
Heute habe ich den Beitrag noch einmal aktualisiert, mit Informationen aus der Nachberichterstattung. Dabei ist mir wie schon gestern positiv aufgefallen, wie einige australischen Medien den Zyklon abgedeckt haben: Neben sehr vielen multimedialen Beiträgen haben vor allem die Redakteure von ABC News ihre Leser wiederholt aufgefordert, Inhalte beizutragen. Multimediale Beiträge gab es heute auch in Deutschland, etwa bei Spiegel Online und Zeit Online. Ebenso wie die Texte sind diese Fotos und Videos Agenturmaterial, somit austauschbar und vermutlich überall sonst auch zu lesen. Ein, zwei von der Agentur gelieferte Zitate von Betroffenen, oh wow.
Australische Medien und der Zyklon Yasi
Australische Medien haben bei einem australischen Ereignis andere Möglichkeiten als deutsche Medien. Trotzdem: Ich bezweifle, dass unsere Medien hier so professionell und tolerant mit User Generated Content umgegangen wären. Dass eben solcher Content auch hier verfügbar ist, zeigt mein letzter Beitrag. Wie also haben australische Medien von den Nutzern profitiert? Der Einfachheit halber ein äußerst beeindruckendes Beispiel: ABC News.
ABC News & Social Media: Bauklötze staunen!
ABC News ist mir gestern ganz besonders positiv aufgefallen. Ganz selbstverständlich gehören hier Social Media zum journalistischen Produktionsprozess. Bauklötze staunen ist hier angesagt, deutsche Medien können sich einiges hiervon abschneiden! Auf einer blog-ähnlich aufgebauten Seite “Cyclon Yasi live” ist ein Twitter-Stream aus Tweets von ABC News und QPSmedia gleich ganz oben auf der Seite und direkt neben den TV-Stream eingebettet (s. Screenshot oben). Darunter eine lange Seite Live-Berichterstattung mit den aktuellsten Beiträgen oben.
Diese Seite genauer anzusehen lohnt sich, sollte Pflicht sein für jeden deutschen Journalisten. Optisch eindeutig zuzuordnen zeigen kleine Icons an, woher der jeweilige Inhalt stammt. Das ist nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch interessant gelöst (mit Storify nämlich).
Damit die Nutzer wissen, wohin mit ihren Inhalten, gibt es ein Upload-Formular für multimediale Inhalte und ABC News kommuniziert sogar bei Flickr über ein eigenes Konto mit den Nutzern.
Gute Inhalte sind gleichwertig gut
Alle Quellen werden genannt und verlinkt. YouTube-Videos von Nutzern stehen hier gleichwertig über oder unter ABC News Reportervideos oder Videos von Pressekonferenzen. Zitate aus offiziellen Quellen stehen neben denen von Twitter-Nutzern und Betroffenen. Bei Flickr und Twitter gepostete Fotos werden eingebunden. Kartenmaterial und Verhaltensweisen im Notfall werden hier veröffentlicht. Und das selbe gibt’s als Storify zur Nachberichterstattung!
Auf Augenhöhe mit den Nutzern
Es fällt mir schwer, nicht in Begeisterungsstürme auszubrechen. ABC News haben verstanden, worum es geht. Die Redakteure wählen aus allen verfügbaren Quellen die guten Inhalte aus. Sie sind Filter, so wie es sich für Redakteure gehört. Und sie befinden sich dabei auf Augenhöhe mit den Nutzern, ohne einen Funken Professionalität einzubüßen. Nehmen deren Inhalte ernst. Profitieren davon. Ich träume davon, in einer Redaktion arbeiten zu dürfen, die diese Dynamik verstanden hat! (Ups, so viel zum Thema Begeisterungssturm…)
Kurzum: So muss das bei solchen thematischen Anlässen laufen. Vielleicht wandere ich ja doch noch aus.
[alert]Im Folgenden als Alibi noch etwas Kritisches über Social Media und Zyklon Yasi: ;)
Die Zeitung The Australian, die online etwas zurückhaltender mit Social Media umgeht, setzt sich in einem Beitrag mit der Rolle von Social Media während des Zyklons auseinander. Darin werden bewegende Nachrichten von Facebook-Nutzern zitiert, aber es wird auch ein kritischer Blick auf beispielsweise über Twitter verstärkte, unwahre Gerüchte geworfen.[/alert]