Der schweizer Journalist David Bauer hat einen Teil des vergangenen Jahres damit verbracht, programmieren zu lernen. Seine Bilanz und Anleitung wurde als positives Beispiel viel verlinkt und motivierte weitere Journalisten, sich ebenfalls mit dem Programmieren zu beschäftigen. Ein Ergebnis von David Bauers Lernprozess ist Instacurate, das bis vor Kurzem noch Twitter Times hieß. Das Tool filtert getwitterte Links aus Profilen oder nach Hashtags und bereitet diese ansprechend visualisiert auf.
Ich habe David sechs Fragen zu seinem Projekt gestellt, das sich stark weiterentwickelt und mittlerweile auch einen eigenen Twitter-Account hat:
David, was genau macht Instacurate?
David Bauer: Instacurate hilft dabei, interessante Inhalte im Netz zu entdecken. Es baut auf der Kuratierungsleistung auf, die Twitter-Nutzer vollbringen, wenn sie Inhalte verlinken, die sie spannend oder wichtig finden. Instacurate stellt diese Links in den Mittelpunkt und stellt sie “entdeckungsfreundlich” mit Bild, Titel und Anriss dar. Nutzer können so ihre eigene Timeline in reduzierter Form betrachten oder alle Links eines bestimmten Nutzers oder zu einem bestimmten Hashtag durchstöbern.
Wie bist du auf die Idee gekommen – fehlte dir so ein Dienst?
Primär ging es mir ums Programmieren an sich. Ich habe im letzten Jahr angefangen habe, programmieren zu lernen und übe, indem ich mir zunehmend schwierigere Aufgaben stelle. Natürlich ist es aber kein Zufall, dass ich nun einen Dienst wie Instacurate gebaut habe. Instacurate bietet mir einen Zugang zu neuen, unbekannten Inhalten, der mir bisher gefehlt hat.
Kann das Tool bei der journalistischen Recherche helfen oder für den Einsatz in Redaktionen sinnvoll sein?
Ja, durchaus. Es bietet einen schnelleren Überblick über die getwitterten Links eines bestimmten Nutzers oder zu einem Hashtag, als wenn man direkt auf Twitter suchen würde. Den Hauptnutzen sehe ich allerdings weniger bei der zielgerichteten Recherche, sondern darin, dass man sich beispielsweise am Morgen einen raschen Überblick verschaffen kann. Instacurate ist ja gewissermaßen eine personalisierte Nachrichtenseite.
Wie hast du das Tool entwickelt bis zu dem Punkt, an dem es jetzt ist?
Die Idee kam mir kurz vor Jahresende beim Kaffeetrinken. Einen Prototypen, damals noch unter dem Namen Twitter Times, habe ich dann in einem Tag konzipiert und programmiert und den Code anschliessend auf die Programmiererplattform Github hochgeladen. Ich bin Journalist, kein Programmierer, darum war ich auf Hilfe angewiesen. Einige Funktionen liefen nicht wie gewünscht, einige Features überstiegen meine Programmierkenntnisse. Erfreulicherweise haben drei Programmierer, die ich zuvor nur entfernt kannte, Gefallen am Projekt gefunden und mich tatkräftig unterstützt.
Wie ist das Feedback bisher ausgefallen?
Sehr positiv. Der Nutzen erschliesst sich vielen Nutzern sofort und ich höre von vielen Leuten, dass ihnen Instacurate genauso viel Spass macht wie mir. Nach drei Tagen, wenn ich mich richtig erinnere, waren bereits über 50.000 Links via Instacurate abgerufen worden.
Und gibt’s noch mehr Ideen für die Weiterentwicklung?
Ja, die gibt es. Einige ganz konkrete gibt es bei Github zu sehen. Da sind auch Bugs gesammelt, die ich noch beheben möchte. Wer mithelfen möchte, ist herzlich eingeladen. Darüber hinaus habe ich Ideen, wie sich Instacurate weiterentwickeln könnte, spruchreif sind die aber noch nicht.
Ich danke dir.