Gewissermaßen war das BarCamp Regensburg ein BarCamp gleich mehrerer Superlative:
- Es war das erste BarCamp in Regensburg.
- Es war ein BarCamp mit einem ungewöhnlich hohen Anteil an “Ersties”.
- Ich habe noch nie an so vielen Sessions teilgenommen.
- Ich habe für mich noch auf keinem BarCamp so viel fachlichen Austausch mitgenommen.
Schon im Vorfeld des BarCamps war klar, dass nicht gerade viele BarCamper in Regensburg twittern. Und auch während des Wochenendes bestand der Twitter-Stream zum Camp aus ungewöhnlich wenigen Accounts. Das Schöne daran: Ein erstaunlich hoher Teil der BarCamper in Regensburg war zum ersten Mal auf einer solchen Un-Konferenz. Ich schätze, rund 40% der Anwesenden wusste eigentlich gar nicht, was sie da erwartet. Umso toller, dass sie trotzdem da waren. Ich glaube, der Großteil war ziemlich begeistert und vermutlich nicht zum letzten Mal auf einem BarCamp.
Erfreulich auch: Es waren auch etliche Journalisten unter den Teilnehmern. Der Hashtag #Journalismus gehörte zu den meist genannten Hashtags während der Vorstellungsrunde. Hier im Blog habe ich vor einigen Wochen 10 Gründe aufgezählt, warum mehr Journalisten bei BarCamps mitmachen sollten und ich finde es toll zu sehen, dass sich das Format auch unter Medienmenschen immer mehr durchzusetzen scheint. Was eine gute Überleitung zu den Sessions ist, aus denen ich am meisten mitgenommen habe:
Zerlegt die Zeitung! Eine Regionalzeitung bittet um Hilfe
Als Journalistin freut es mich ungemein und habe ich auch großen Respekt davor, dass die Redaktion der Zeitung “Der neue Tag” aus Weiden sich auf dem BarCamp an beiden Tagen der Kritik der BarCamper aussetzte. Kersten A. Riechers und Jan-Kristian Jessen von der Agentur Quäntchen + Glück unterstützen den Verlag und die Redaktion bei einer Neuausrichtung. Wer weiß, wie traditionelle Redaktionen funktionieren, der ahnt, welch spannende und gleichwohl große Herausforderung diese Aufgabe ist. Anwesend waren zwei Online-Redakteure sowie der Chefredakteur, Norbert Gottlöber. Auf die Diskussionspunkte in der Session möchte ich hier nicht eingehen, denn dazu gibt es ein öffentliches Dokument. Es bleibt zu wünschen, dass das Feedback ernst genommen wird, auch wenn es natürlich auch auf einem BarCamp keine Patentlösung für all die Probleme im Zeitungsjournalismus geben kann. Ich wünschte, mehr Redaktionen und Verlage würden sich dem jüngeren Teil ihrer Zielgruppe gegenüber so auf Augenhöhe öffnen.
Zeigt her eure Apps!
Doris Schuppe kannte ich bislang nur flüchtig, weil ich über ihr Blog das Buch “Unternehmens-Blogs” gewonnen habe und sie neulich beim Social Media Club in München live gesehen habe. Auf dem BarCamp Regensburg habe ich sie endlich persönlich kennengelernt und gleich ihre Session “Zeigt her eure Apps” besucht. Ähnlich der Session von Oliver Überholz zu Online-Tools wurde sich fleißig über Apps ausgetauscht und sicher hat jeder einige interessante Anregungen mitgenommen. Praktisch: Bei Pinterest pflegt Doris Schuppe zwei Boards mit Apps für Android und iOS mit Direktlinks in die jeweiligen App-Stores.
9-Word E-Mail: Nachhaken leicht gemacht
Manchmal kann es ja so einfach sein! Oder sogar noch einfacher! Ute Mündlein erklärte in ihrer Session, wie man bei früheren Kontakten und Kunden nachhakt. Oft passiert das entweder gar nicht oder in ellenlangen E-Mails, in denen noch einmal groß und breit erklärt wird, was man alles kann und worum es eigentlich geht, dabei dürfte der Kontakt das ja längst wissen. Viel einfacher, zeitsparender und obendrein mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, auf die Anfrage auch eine Reaktion zu bekommen, geht das Nachhaken mit “9-Word E-Mails”. Ute Mündlein hat dazu eine kurze Präsentation online gestellt, die dieses simple Modell erklärt. Eigentlich unglaublich banal, aber ich kann mir gut vorstellen, dass das funktioniert – und werde es testen! (Danke nochmal für die “Privat-Session” am 2. Tag, Ute! :) )
Coworking Regensburg
So ganz rund verlief die Session zum Coworking in Regensburg nicht. Es gab einige Diskussionen über die beste Vorgehensweise bei der Etablierung eines Coworking Spaces, die ich allerdings nicht beurteilen kann und mag. So oder so interessiert mich das Thema und das auch schon länger. Ich arbeite wochenweise im Home Office und weiß, dass das Vor-, aber auch Nachteile hat. Deshalb spiele ich schon länger immer wieder mit dem Gedanken, mir zumindest für ein paar Tage im Monat einen Schreibtisch zu mieten. Denn ich weiß aus eigener Erfahrung auch, wie wertvoll der Austausch für Freelancer ist – auch und gerade mit Freiberuflern, die in Sparten arbeiten, die an die eigene grenzen. In meinem Fall meine ich damit Grafiker, Web-Designer, Fotografen, Marketing-Fachleute und Programmierer. Und da ich noch neu bin in Regensburg, suche ich solche Kontakte. Ich werde die Entwicklung des Coworking Regensburg daher gespannt verfolgen (was mich daran erinnert, dass ich noch eine Mail schreiben wollte).
Warum ich eure Blogposts scheiße finde
So provokativ betitelte Christian de Vries seine Session, die auf dem BarCamp Ruhr 6 noch “Schöner bloggen” geheißen hat. Darin gab es wie schon in Essen gute Tipps zum besseren Schreiben direkt vom Profi. Meine Blog-Empfehlung zur Session: Im Tagesanzeiger-Blog “Deadline” von Constantin Seibt gibt es leicht verdauliche, schnell zu konsumierende Schreib-Tipps, von denen sich auch Blogger etwas abschauen können.
Fazit: Das hat “gefluppt”!
Das waren längst nicht alle Sessions, die ich besucht habe, aber die, die mir am besten gefallen haben. Bleibt noch eines zu sagen, auch wenn ich mich damit vermutlich als letzte in die Feedback-Reihe einordne: Die Organisatoren, Alexandra Graßler, Dominik Schön und Daniel Dengler, haben ganze Arbeit geleistet und für ein erstes Mal ein Top-BarCamp samt Anschlussprogramm organisiert – danke dafür! Es hat wirklich “gefluppt” und ich freue mich auf das BarCamp Regensburg 2014! :) (Wenn ihr dafür Hilfe braucht, liebe Organisatoren, meldet euch!)
Und ich sage DANKE an den O’Reilly Verlag für die Buchverlosung und an die anderen Sponsoren für Räumlichkeiten, Essen und Co.!
Lesetipps: Weitere Beiträge zum BarCamp Regensburg
Bericht + Video der Mittelbayerischen Zeitung
Wissensagentur: Das 1. BarCamp Regensburg war ein voller Erfolg!
Hubert Mayer: Porno – nach Berlin jetzt auch auf dem 1. BarCamp Regensburg
Christian de Vries: Erfolgsformat: Barcamp
→ Eine Liste mit BarCamps in D, A und CH gibt es unter barcamp-liste.de
Liebe Sonja,
vielen, lieben Dank für deinen tollen Review-Beitrag! Es hat mich sehr gefreut, dass wir uns persönlich kennengelernt haben. Wie schön, dass das 1. BarCamp Regensburg mit so vielen Superlativen ausgezeichnet wurde von dir :)
Und wir freuen uns ebenfalls jetzt schon auf das BarCamp 2014!
Herzliche Grüße,
Alexandra
Danke und viele Grüße zurück! :)