BarCamp Ruhr 6: Viel Herz, Respekt, Wissen – und eine Frage

Wenn ich mir meinen eigenen Post zum BarCamp Ruhr 4 durchlese, wird mir klar: Ich bin ein ganzes Stück “nerdiger” geworden, dank Smartphone, Laptop und meiner inzwischen fortgeschrittenen Freiberuflichkeit. Und ich bin besser vernetzt als “damals”. Das BarCamp Ruhr allerdings hat sich nicht viel verändert – und das ist gut so! Ich frage mich nur, warum erst so wenige Journalisten BarCamps für sich entdeckt haben.

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Abschlusssession – CC BY-ND-SA

Das Unperfekthaus in Essen ist nach wie vor wohl die beste Location, die man sich für ein BarCamp vorstellen kann und alleine für die Vollverpflegung dort lohnt sich der BarCamp-Besuch. Der eigentliche Grund, warum ich zum dritten Mal daran teilgenommen habe, sind aber ganz klar die Menschen. Das “Familiengefühl” habe ich noch nie so stark wahrgenommen wie in meinem dritten Jahr BCRuhr und es ist auch mir ein “inneres Häschen streicheln”, all diese verrückten Web-Menschen wiederzusehen und neue kennenzulernen. Mir geht bei vielen dieser Treffen das Herz auf.

Respekt habe ich davor, dass so viele BarCamper ihr Wissen und ihre jahrelang gewachsenen Erfahrungen so freizügig weitergeben. Dieser offene Erfahrungsaustausch ist Gold wert und ich denke, dass jeder etwas für ihn Nützliches mit nach Hause genommen hat.

Ich habe von den knapp 80 Sessions am Wochenende 10 mitgenommen.

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Schöner bloggen – CC BY-ND-SA

Hier ein Auszug meiner Eindrücke:

  • Best of 165+ Social Media Tools von Oliver Ueberholz: Die Session habe ich im letzten Jahr schon mitgemacht und beide Male gute Tool-Tipps mitgenommen. Einige davon sind sicher auch was für meine Serie “Tools für Blogger und Journalisten”.
  • Schöner bloggen von Christian Dingler und Christian de Vries (Teil 1): Diese Session mit Schreibtipps für Blogger ist auf großes Interesse gestoßen und spiegelt damit die Tendenz zur Professionalisierung von Blogs wider. Die Tipps waren fundiert und praktisch, wenn auch berufsbedingt für mich nicht neu. Ich verstoße mit diesem Blogbeitrag trotzdem bewusst gegen mehrere. Mitgenommen habe ich aus dieser Session vor allem den Link zum Textanalyse-Tool der Wortliga. Nicht uneingeschränkt zustimmen würde ich der Aussage “Ich schreibe für meine Leser, nicht für Google” von Christian de Vries (ehemaliger Zeitungsredakteur). Das Zitat hätte 2011 noch von mir selbst stammen können. Ich bin also selbst SEO-Spätzünder, aber ich habe mittlerweile kapiert, dass man seine Online-Texte sehr wohl auch für Suchmaschinen optimieren sollte – und dass das geht, ganz ohne die Texte “kaputt” zu machen.
  • Themenfindung und Tools dafür von Kersten A. Riechers: Die Session hätte ich sehr gerne komplett mitgemacht, habe sie aber weitgehend verpasst, weil ich am Check-In saß. Bei Slideshare gibt’s dazu aber eine kleine Präsentation.

Themen, Findung from quäntchen + glück
  • Live-Blogging mit Storify von Jan-Kristian Jessen: Storify nutzen wir in der Redaktion relativ häufig, um bei größeren Events Reaktionen und Meinungen aus dem Social Web festzuhalten. Als Ergänzung zur Session hier nochmal meine Liste mit 8 Arten von Storifys und vielen Beispielen sowie Links zum Thema Urheberrecht.
  • Aufgaben mit IFTTT automatisieren von Torsten Maue und Christian Vervoorts: Ich bin seit einer gefühlten Ewigkeit bei IFTTT angemeldet. Die Session hat mich wieder daran erinnert, dass ich mir dort endlich mal einige Regeln einrichten muss und dafür auch ein paar Ideen geliefert.
  • Drei Dutzend Tipps fürs eigene Blog von Nicolai Schwarz: Davon war mir einiges zu technisch oder zu spielerisch, aber ich habe auch etliche Notizen aus der Session mitgenommen und mich in vielen Punkten, die ich mit meinem neuen Blog-Design umgesetzt habe, bestätigt gefühlt (siehe Slideshare-Präsentation). Ein Link aus der Session, der in meinem RSS-Reader gelandet ist: Freelancerwissen.

36 Tipps und Inspirationen für Blogger from Nicolai Schwarz

Was mir wiederholt aufgefallen ist: Kostenpflicht stärkt Vertrauen

In mehreren Sessions und persönlichen Gesprächen habe ich immer wieder die Frage nach den Geschäftsmodellen von Tools gehört, inklusive Rufen nach bezahlten Premium-Accounts. Der Grund: In einer Zeit, in der so viel Bewegung auf dem Markt ist, kann man nur bei Tools, die ein Geschäftsmodell haben, sicher sein, dass es sie auch noch in absehbarer Zeit geben wird – und die (Kunden-)Daten dort verlässlich aufgehoben sind. Kostenpflicht stärkt also das Vertrauen. 

Was ich mich frage: Wo sind die Journalisten?

Ein paar Journalisten und Ehemalige waren da, ja – und es gab eine (kontrovers diskutierte) Session zu lokalem Bürgerjournalismus. Ich frage mich trotzdem, warum sich nicht deutlich mehr Journalisten auf BarCamps tummeln? Es heißt, Journalisten und Programmierer müssten enger zusammenrücken. Journalisten dürften ruhig ein wenig Ahnung vom Coden haben. Der Journalismus muss über seinen Tellerrand hinaus blicken. Meiner Erfahrung nach geschieht das auf klassischen Medien-Konferenzen kaum. Die Leute, von deren externem Wissen Journalisten und Redaktionen profitieren können, tummeln sich aber gleich haufenweise auf BarCamps. Ich kenne jedoch nur sehr wenige Journalisten, die schon einmal auf einem BarCamp waren oder überhaupt wissen, was das ist. Schade. Viele von ihnen könnten dort eine Menge lernen, viele ihrer Fragen beantwortet kriegen, wichtiges Feedback bekommen – und selbst viel einbringen.

Weitere Berichte zum BarCamp Ruhr 6 werden hier gesammelt. Und wen interessiert, was dort noch diskutiert wurde: hier der Sessionplan. Wie immer geht mein Dank an Stefan Evertz für die Orga und die Sponsoren – auf ein BarCamp Ruhr 7!

Übernachtungstipp

Ich habe noch einen Blogbeitrag hinterhergeschoben: Übernachtungstipp für BarCamper in Essen: Gasthaus Nordstern.

4 Kommentare

  1. “… alleine für die Vollverpflegung dort lohnt sich der BarCamp-Besuch.”
    D’accord! Content is king, zuerst mal im Magen :-)

    In der (sehr hilfreichen) ersten “Schöner bloggen”-Session bin ich auch über de Vries’ “Ich schreibe nicht für Google …” gestolpert. Googles Text-Analysen werden immer differenzierter und bewerten mittlerweile stilistische und formale Parameter. Die Suchmaschinenbetreiber sind an lesbarer, attraktiver Schreibe genau so interessiert wie der Journalist und Blogger, denn alle wollen den Seitenbesucher mit wertigem Content versorgen.
    Es ist also eher ein Mit- als ein Gegeneinander. Ich denke, die SEO-Agenturen werden zunehmend den Rat von Journalisten in Anspruch nehmen.

  2. Als Betreiber eines kostenlosen WDF*IDF Tools, kann ich Redakteuren, Bloggern, Textern usw. immer wieder nur empfehlen: Nutze die Möglichkeit eines solchen Tools, lass Dir Vorschläge für die jeweiligen Suchbegriffe geben – Ideen haben noch nie geschadet – und setze es dann so um, wie Du es für richtig hältst. Das wird dann in der Regel nicht nur Deinen Besuchern, sondern auch Google gefallen und somit auch Deinen Rankings weiterhelfen.

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